Der Tagliamento ist ein schnell fließender Gebirgsfluss dessen Befahrbarkeit stark von der Jahreszeit und Wetterlage abhängt. Normalerweise zu befahren von April bis Juli, da im Sommer viel Wasser für die Landwirtschaft abgezweigt wird. Vorsicht bei starken Regenfällen kann der Wasserstand in ein paar Stunden erheblich steigen und den Großteil der Schotterbänke überfluten! Im Frühjahr sollte man mit passender Kleidung unterwegs sein, da die Wassertemperatur durch das Schmelzwasser sehr gering ist.
Etappe von Carnia bis Ragogna ca. 34km
01.04.2016
In den Bergen lag noch ausreichend Schnee und so war ich zuversichtlich, dass für den Tagliamento ausreichend Wasser vorhanden ist. Die Wetterlage sagte auch keine Niederschläge für die nächsten Tage voraus. Der Einstieg erfolgte aber nicht am Tagliamento, sondern an der Begleitbrücke über die Fella bei Carnia. Der Einstieg ist von der Parkmöglichkeit nur durch den Hochwasserdamm getrennt. Von dieser Brücke hat man dann ungehinderten Verlauf zur Mündung in den Tagliamento. Die Strömung ist stark und man muss vorausschauend fahren, da teilweise Büsche oder Äste in den Bereich mit dem tiefsten Fahrwasser ragen. Die Brücke bei Venzone birgt keine Gefahren und könnte als alternativer Einstieg gewählt werden. Kurz nach Venzone hat man am rechten Flussufer mehrere aufeinander folgende Buhnen aus Felsblöcken, die für Wellen und Verwirbelungen sorgen. Hier schlug ich bei einbrechender Dämmerung mein erstes Lager auf einer erhöhten Schotterbank auf.
02.04.2016
Während des Frühstücks beobachtete ich eine Gruppe von etwa 30 Bussarden, die über mir die aufkommende Thermik in der frühen Morgensonne nutzten. Bei Ospeladetto kommt das nächste Hindernis in Form eines Kraftwerks auf einen zu. Dieses geht aber nicht über die ganze Flussbreite, sondern leitet nur den links laufenden Hauptarm durch das Turbinenhaus. Hat man genug Wasser, kann man vorher auf einen rechts ablaufenden Seitenarm ausweichen, bei geringem Wasserstand wie bei mir kann man im Staubereich bis zur Dammkrone fahren. VORHER BESICHTIGEN!
Bei Braulins kommt dann die Straßenbrücke der SR512 in Sicht, deren Fundamente mit einem Blockwehr aus größeren Felsen gesichert ist. Ob der Hauptarm befahren werden kann, sollte vorher zu Fuss besichtigt werden. Kurz danach folgt die Brücke der Autobahn A23, hier rechtzeitig anlanden und UNBEDINGT UMTRAGEN! Später kommt noch eine weitere Brücke der SP84, diese Durchfahrt ist nicht schwierig aber es befinden sich noch Reste eines alten Pfeilers im Hauptarm. Dieser Abschnitt des Tagliamento führt von den letzten Ausläufer der Berge in des Flachland vor Udine. Der Hauptarm wechselt häufig die Seiten und verlangt immer Aufmerksamkeit, um nicht in einem der Nebenarme oder flach überspülten Bereiche hängen zu bleiben. Landschaftlich sehr abwechslungsreich und bietet zahlreiche Lagermöglichkeiten auf Schotterinseln, die zum Teil auch mit Weiden und anderem Gehölz bewachsen sind.
03.04.2016
Heute steht nur noch eine kleine Vormittagsetappe bis nach Ragogna auf dem Programm. So habe ich genügend Zeit um per Autostop zurück nach Carnia zu gelangen, das Auto zu holen und nach der Beladung wieder zurück Richtung Österreich zu fahren. Kurz vor der hochgelegenen Brücke bei Ragogna liegen etliche Bäume im Wasser, die an der weichen Uferböschung laufend unterspült werden und somit in der Hauptströmung landen. gleich nach der Brücke liegt am linken Ufer eine Trattoria mit Parkplatz. Von hier trete ich meine Rückreise an - sollte man weiterfahren empfiehlt sich trotzdem eine Pause, um bei der Trottoria Al Vecjo Traghet einzukehren.