Mountain River - 2002 - Northwest Territory - Canada

Überblick::
  •  Dauer: 20 Tage vom Willowhandle-Lake bis Mündung Mackenzie
  • Länge: 359km vom Willowhandle-Lake bis Fort Good Hope
  • Länge: 307km vom Willowhandle-Lake bis Mündung Mackenzie
  • Höhendifferenz 1100 Meter (durchschnittliches Gefälle:  ca. 4,2  Meter pro Kilometer)
  • Anzahl der Portagen: 1 vom Willowhandle-Lake (64°7´N - 129°50´W) bis zur Einstiegsstelle des Push-Me-Pull-You Creeks. Die Canyons sind bei normalem Wasserstand alle fahrbar, bei Hochwasser ist scouten zu empfehlen.
  • beste Jahreszeit: Juli-August
  • Schwierigkeitsgrad: schwer, durchschnittliches Gefälle: ca. 3,7 Meter pro Kilometer. Charakter: vom verblockten Gebirgsbach bis Wuchtwasser Klasse II bis III+
  • Anreise: per Wasserflugzeug von Norman Wells
Karten 1:250 000
  • 106B Bonnet Plume Lake
  • 106A Mount Eduni
  • 106H Sans Sault Rapids
  • 106I Fort Good Hope

 


YELLOWKNIFE Kanada
NORMAN WELLS Kanada

Tourbericht

Nach langer Anreise von Linz über Toronto, Edmonton und Yellowknife kamen wir am Sonntag 30.06.2002 in Norman Wells an. Schon vom Flieger aus konnten wir die unzähligen Windungen des „mighty Mackenzie“ bewundern. Norman Wells, ein kleines Nest am Ufer des Mackenzie lebt hauptsächlich von den Ölvorkommen und im Sommer auch immer mehr vom Tourismus. Eine, die mit diesem Tourismus sicher ein gutes Geschäft macht ist Caroline, die Chefin von North- Wright Air. Von ihr wurden wir direkt am Flughafen abgeholt und, nachdem wir das Geschäftliche in der Zentrale erledigt hatten, zur Floatbase gebracht, wo wir in einer wunderschönen Cabin gratis wohnen konnten, bis wir unsere Einkäufe erledigt hatten und mit dem Wasserflieger Richtung Mountain River starteten.
Aber noch war es nicht soweit. Eigentlich wollten wir erst am Montag einkaufen, aber glücklicherweise erfuhren wir von Caroline nochrechtzeitig, daß am Montag Canada-Day ist und daher ersatzweise manche Geschäfte heute Sonntag offen haben. Unsere durchkalkulierte Kalorintabelle mussten wir etwas umschreiben, da wir in den beiden kleinen Geschäften manche Sachen gar nicht bekamen und was wir kaufen konnten, war ziemlich teuer. Unser Provianteinkauf für 21 Tage und 4 Personen belief sich auf 1.000 Can$ . Da der Liquer-Store leider nicht am Sonntag offen war mussten wir unsere Tour schon fast ohne Whisky starten, wenn wir Caroline nicht gehabt hätten, Sie organisierte uns noch eine Flasche Whisky und ein paar Dosen Bier für den Abend. „Nebenbei“ war sie unser persönliches Taxi und Touristenführerin, Service wird bei North-Wright anscheinend sehr groß geschrieben. Am Abend saßen wir noch bis 23:00 Uhr in der Abendsonne, bis uns die Reisestrapazen entgültig die Augen zudrückten.

 

Montag 01.07.2002:
Am Vormittag konnten wir doch noch somanche Lebensmittel nachkaufen, da es aber ansonsten in Norman Wells nicht wirklich aufregend ist beschlossen wir, bereits heute Nachmittag, anstatt Dienstag rauszufliegen. Nach einem guten Irish-Stew hieß es fertig zusammenpacken und los gings. Der 1-stündige Flug mit der Twin Otter verging viel zu schnell. Die Landschaft war sehr abwechslungsreich - vom riesigen Mackenzie Becken über großflächige Mäanderlabyrinte ging es hinein in die Mackenzie Mountains. Der Pilot - Andrew -meinte, in den Bergen könnte es etwas turbolent werden, da in den letzten Tagen Nachmittags immer Gewitterherde über den Bergen aufzogen. Glücklicherweise konnten wir die Gewitterzellen aber umfliegen. Das Farbenspiel und die Schattierungen der Bergfelsen ging von Rosa-, Rot- und Grüntönen zu verschiedensten Grauschattierungen, die von immer mehr Schneefeldern durchzogen wurden, je näher wir unserem Ziel, dem Willow-Handle Lake kamen.
Vom Guide, der uns am Ende unserer Tour an der Mündung zum Mackenzie abholen wird erfuhren wir, daß in den nächsten Tagen noch weitere 20 Kanuten zum Willow-Handle Lake ausgeflogen, alle aber früher als wir abgeholt werden. Somit können wir während der Tour immer wieder mal mit Besuch rechnen.

Nach sicherer Landung am Willow-Handle Lake (ca. 1175m Seehöhe) wurde erst mal der Flieger entladen. Während wir noch unsere Sachen sortierten, packte Andrew seine Angel aus und

probierte noch als Fischer sein Glück. Nach ein paar Würfen hatte er auch schon die erste Äsche fürs Abendessen gefangen. Damit war für uns alles klar: sofort Zelte und Boote zusammenbauen und dann ab auf den See zum Fischen. Jetzt, wo wir auf dem spiegelglatten See trieben, konnte man die grandiose Aussicht zum ersten Mal in aller Ruhe genießen. Der kleine schwarze Bergsee lag in einer nur ein paar hundert Meter breiten Talsole, die mit niederen Birken und vereinzelten Nadelbäumen bedeckt war. Ringsum eingerahmt von mehreren, etwa 2100 Meter hohen Berggipfeln, auf denen sich noch hartnäckig zahlreiche kleine Schneefelder hielten. Die langgezogenen Schotterhalden bahnten sich ihren Weg durch die grün bewachsenen Hänge Teils bis zu Talboden. Als Bär könnte ich mir keinen schöneren Platz zum leben vorstellen (abgesehen von uns Verrückten). Zum Abendessen gab es sieben Äschen und „kanadische Käsekrainer“ (nicht empfehlenswert) als Draufgabe. Mit den vollen Bäuchen hatten wir alle zu kämpfen, nicht gleich einzuschlafen, hielten aber noch tapfer bis halb zwölf durch, um die Zeitverschiebung möglichst schnell zu gewöhnen.
Die Moskitos waren nicht so lästig wie befürchtet, aber immer noch genug. Aber an die werden wir uns ebenso schnell gewöhnen, wie an die Tatsache, daß die Sonne zwar um Mitternacht unterging, es aber die ganze Nacht hell blieb. (unsere Stirnlampe hätten wir uns sparen können!)
Dienstag 02.07.2002
Heute begann die eigentliche Kanutour erst so richtig. Nach den ersten Oats (Haferflocken) zu Frühstück (hatte ich von früheren Touren geschmacklich schlimmer in Erinnerung) packten wir unser Boot bis zum letzten Platz und überquerten den sehr seichten Willow-Handle Lake. Vom nördlichen Ende ging es ans Auskundschaften des Portage-Trails bis zum Push-Me-Pull-You-Creek. Um in der flachen, von Weiden und Birken übersäten Ebene auch aus Entfernung die Einstiegstelle wiederzufinden, banden wir uns drei Paddel zu einem Wegweiser zusammen. Da wir unsere Packsäcke bis aufs Äußerste anfüllten, ersparten wir uns 1x hin und retour gehen und marschierten die 1.5km lange Portage "nur" 3x anstatt 5x. Bei dem zum Teil morastigen Boden und den noch bis zum Rand gefüllten Provianttonnen war das aber auch noch anstrengend genug. Nach kurzer Verschnaufpause zogen wir uns die Neoprenanzüge an und starteten mit den wieder beladenen Booten auf dem Push-Me-Pull-You-Creek. Dieser machte seinem Namen alle Ehre. Eine durchgehende Paddelstrecke von mehr als 30 Metern war kaum drin. Aussteigen - Boot über seichte Stelle ziehen - wieder ins Boot - aufsitzen - wieder aussteigen und schieben oder ziehen - und das für 7km im 5° kalten Wasser. Ohne Neopren kaum denkbar! Nach zwei Dritteln der Strecke versperrte uns schließlich ein Eisfeld, das wir schon vom Flieger aus mit Schrecken gesehen hatten, den Weg. Wir mußten nun beide Boote wieder entladen, das Gepäck über das Eis ziehen und wieder beladen. Nach den bereits überstandenen Kilometern zehrte dies weiter an den Kräften und wir erreichten am Abend mehr holpernd und stolpernd die Mündung in den Black-Feather-Creek. Nach einer Erholungsphase mit Trinken und einem Topf Chilli bauten wir unsere Zelte und das Lager auf. Nun lagen wir die restliche Zeit des Abends geschafft aber glücklich unter der Plane und genossen unseren Abend am Fluß. Glücklicherweise stand Bernd einmal auf um ein paar Schritte zu gehen und sah, daß hinter unserem Rücken, in etwa 500 Metern Entfernung ein Grizzly Weibchen mit Ihrem Jungen das Bachbett durchquerte. Wir standen nun alle vier auf und riefen der Bärin gut sichtbar entgegen. Nachdem sich die beiden aufgerichtet und uns kurz gemustert und abgeschätzt hatten, entschieden sie sich für den Rückzug ins Dickicht. Trotz des anstrengenden Tages blieben Jörg, Jürgen und ich bis um 1:00 Uhr am Feuer sitzen und genossen den ausklingenden ereignisreichen Tag. Die Sonne verschwand zwar schon um 23:00 Uhr hinter den steil aufragenden Bergen, trotzdem ist es aber noch taghell. Nun strecke ich meine müden Glieder aus und gönne mir nach diesen Zeilen den erholsamen Schlaf, bevor uns die Sonne ab 5:00 Uhr wieder das Zelt aufheizt und uns schweißgebadet aus den Schlafsäcken treibt.
Mittwoch 03.07.2002
Heute war ein richtiger Faulenzertag. Wir blieben einen weiteren Tag am Zusammenfluß von Blackfeather Creek und Push-Me Pull-You Creek. Zum Frühstück gabs eine ordentliche Portion Milchreis mit Rosinen und so gestärkt ging ich auf einen nahegelegenen Hügel, um mal einen Überblick über diese grandiose Landschaft zu haben. Von dort oben wird einem erst so richtig bewusst, in welch abgelegener Gegend man hier ist. Eine Wanderung in den umliegenden Bergen ist auf jeden Fall ein Erlebnis. Der Nachmittag verging mit schlafen, essen (rote Linsen mit Speck) ..... am Abend (22:00) mußten wir allerdings das Lager räumen, da eine Regenfront aufzog. Wir verzogen uns in die Zelte und teilten uns Wachen ein, um alle 2 Stunden nach dem Wasserstand zu sehen. Da diese Gebirgsbäche ein riesiges Einzugsgebiet und keine Seen als Rückstauflächen haben, darf man nicht unterschätzen, wie schnell der Wasserstand steigen kann. Allerdings kann man dem Regen auch positive Seiten abgewinnen - momentan prasselt der Regen unaufhörlich auf das Zelt und bei diesem angenehmen Geräusch wird es nicht mehr lange dauern, bis ich einschlafe.
Donnerstag 04.07.2002 - Paddelstrecke 11,3km - Höhendifferenz 75 Meter
Der Wasserstand ist glücklicherweise nicht gestiegen, allerdings hat es auch nicht aufgehört zu regnen. Es ist deutlich kühler und ungemütlicher geworden. Wie wir aus anderen Flußbeschreibungen wissen kann sich dieses Wetter auch über Wochen halten. Dieser Tag war geprägt von Ausfällen. Bernd´s Kocher funktionierte nicht richtig, bei meiner Kamera hat sich der Autofokus verabschiedet, beide Boote bekamen ein Leck, Jörg´s Paddel einen Sprung in der Paddelfläche..... der erste Paddeltag auf dem Blackfeather Creek forderte dem Material schon mal einiges ab. Die Fahrt begann noch einigermaßen ruhig, legte aber schnell an Anspruch zu. Es hieß viel Rückwärtspaddeln, genau navigieren und ständig nach Felsen und seichten Stellen Ausschau halten. Die Uferböschungen rückten laufend näher und wurden auch deutlich höher. Der Minicanyon hat zwar einige kleine Kehrwasser, eine gute Bootskontrolle ist aber auf jeden Fall von Nöten. Wie schnell man baden gehen kann, mussten auch Bernd und Jürgen hier erfahren. Nach einer scharfen Biegung konnten Sie das Boot nicht mehr rechtzeitig gerade stellen und fuhren quer in eine Walze. Sie waren schon fast über die Walze hinweg, als das Boot doch noch zurück ins Wellental kippte und die beiden baden gingen. Bei den 8 Grad Wassertemperatur machten sich nun die Neoprenanzüge bezahlt und kann sie jedem, der eine Kanutour im Norden Canadas plant, nur wärmstens ans Herz legen. Hypothermie ist bei solchen Touren eine der größten Gefahren und darf nicht unterschätzt werden! Hinter der Walze war ein großer Eddy und wir konnten das Boot ohne Beschädigungen und ohne dass etwas verloren ging bergen. Kurz unterhalb wartete die Schlüsselstelle des Minicanyons auf uns, die wir vorher zu Fuß besichtigten. Nach einer leichten Rechtskurve verengt sich der Canyon auf etwa 7-8 Meter Breite und macht nach einer Kurling Wave eine scharfe 90 Grad Linksbiegung. Der Eddy an der Außenseite ist zu klein für ein Kanu, somit muß man sich knapp an der linken Felswand halten, um nach der Welle sofort in den Eddy nach der 90 Grad Biegung zu kommen. Gegenseitig vom Ufer gesichert, passierten wir die Stelle ohne Probleme. Die restliche Strecke bis zum Lagerplatz waren geprägt von ständigem paddeln und aufpassen auf seichte Stellen. Der Regen blieb uns den ganzen Tag erhalten und wir erreichten völlig durchweicht und ausgekühlt unser Lager. Wir waren ziemlich fertig, als wir endlich unsere Zelte und das Lager aufgebaut und uns trockene Sachen angezogen hatten. Nach dem Abendessen und anschließendem Tee verzog ich mich relativ bald ins Zelt, wusste aber nicht, dass die Nacht ziemlich kurz ausfallen wird, da ich mir die Schulter verkühlt hatte und diese trotz nächtlichem Einschmieren ziemlich schmerzte und mir den Schlaf raubte.
Freitag 05.07.2002 
Als wir alten Männer beim Frühstück saßen und aufzählten, was uns alles weh tut, entschlossen wir, einen Tag Pause zu machen und so auch unsere nassen Sachen trocknen zu können, sowie die Risse in unseren Booten zu kleben. Der Regen hatte während der Nacht aufgehört und langsam begann sich auch die Wolkendecke zu heben. Rund um uns tauchten vom Neuschnee in grelles Weiß getauchte Berggipfel auf. Jammerschade, wenn man bei Schlechtwetter dieses Panorama nicht genießen kann. Meine Schultern erholten sich im Laufe des Vormittags und da die Sonne auch noch zum Vorschein kam, herrscht prächtige Stimmung im Lager. Am frühen Nachmittag flog eine alte Buschmaschine im Tiefflug über unsere Köpfe, drehte kurz danach wieder um und kam zurück. Es waren aber nicht wir, wonach der Pilot Ausschau hielt, sondern 3 Canadier, die mit einer Herde von etwa 20 Pferden kurz darauf an unserem Lager vorbeiritten. Am Nachmittag gönnten sich Jörg und ich einen 3-stündigen Erholungsschlaf, bis wir von Bernd zum Abendessen geweckt wurden. Später unternahmen wir gemeinsam noch einen Verdauungsspaziergang auf einen nahen Hügel. Einstweilen haben wir uns an die canadischen Temperaturen angepasst und ich freu mich schon, morgen die nächste Etappe zu fahren. Bei den 5 Grad die wir haben denke ich manchmal neidisch an meinen Schatz, der jetzt in Kroatien in der Sonne liegen wird.
Samstag 06.07.2002  - Paddelstrecke 8,7km - Höhendifferenz 60 Meter
Mit dem Wetter gings heute laufend aufwärts, bis wir am Abend tatsächlich wieder Sonne genießen konnten. Die Landschaft ist nach wie vor überwältigend. Obwohl wir zu Hause auch genügend Berge haben, ist diese Landschaft wieder etwas anderes und doch fühlt man sich wie daheim. Es ist schön, einfach seinen Blick schweifen und die Eindrücke auf einen einfließen zu lassen, ohne dabei an etwas anderes zu denken. Während des Kanufahrens blieb heute dafür keine Zeit, denn obwohl keine Canyons mehr waren, verlangt der Black-Feather-Creek mit seinen engen Kurven und ständigen Sweepern dauernd Aufmerksamkeit. Am Nachmittag (14:00) erreichten wir die Mündung zum Mountain River und haben etwas unterhalb auf einer großen Schotterbank unser Lager aufgeschlagen. Trotz mehrmaliger Versuche war es uns auch heute wieder nicht vergönnt, einen Fisch zu fangen. Mit dem Proviant kommen wir auch so über die Runden, aber ein guter Fisch würde wieder etwas Abwechslung in den Speiseplan bringen. Der Mountain River ist auch nicht mehr so klar wie der Black Feather Creek somit wird das Fischen eher eine Glücks- angelegenheit werden. Nach dem abendlichen Tee und Kaffee einem Nipper an der Whiskyflasche blieben Jörg und ich noch etwas länger am Feuer sitzen und genossen die Ruhe und Aussicht auf die hohen Berge, die noch immer eine weiße Haube von den letzten Schneefällen haben. Die Berge sind immer noch rund um uns, aber das Tal des Mountain R. ist deutlich breiter als jenes des Black Father Creeks.

Sonntag 07.07.2002  - Paddelstrecke 10,1km - Höhendifferenz 55 Meter

Wie es sich für ein Wochenende gehört, sind wir das Aufstehen und Frühstücken sehr gemütlich angegangen. Noch bevor wir mit dem Beladen unserer Boote begonnen hatten, sahen wir eine Gruppe von 6 Booten den Mountain River herunterkommen, bestehend aus "„three families and some old guys“ laut eigener Aussage. Dürften samt den Jugendlichen alle sehr gute Kanuten sein - sie hatten für die noch verbleibende Strecke bis zur Mündung nur halb so viel Zeit wie wir eingeplant. Sie hatten aber auch etwas Verspätung, da der zweite Trupp einen Tag später als geplant nachkam, da bei dem schlechten Wetter nicht geflogen werden konnte. Unsere zerlegbaren Ally waren, wie bei fast allen Canadiern eine Besonderheit, die gleich in Augenschein genommen wurde. Etwas ähnliches in dieser Aus- führung dürfte es in Kanada nicht geben. In der Mittagszeit machten wir kurz Pause zum Fischen und Jürgen fing die erste Lake Trout mit 55cm und 1.5kg. Anfangs dachten wir, es sei eine Dolly Warden (von scherzhafterweise Dolly Buster genannt) aber nach den weiteren Fängen stellten wir fest, das es doch eine Lake Trout war. Bernd ergänzte den Menüplan noch mit einer Äsche. Während dieser Pause fuhr eine weitere Truppe mit 3 Booten an uns vorbei. Es war eine geführte Tour von Blackfeather Outfitters aber da die Guides keine Anstalten machten, zu uns ans Ufer zu fahren, war die Truppe schnell an uns vorbei. Nach dem Aufbauen des Lagerplatzes war erst einmal Waschtag angesagt (so von oben bis unten! - schon ein erfrischendes Erlebnis !?). Nach dem Abendessen wagten wir noch einen weiteren Fischversuch, waren aber nicht erfolgreich. Heute beim Filmwechseln klärte sich auch das Problem mit meinem Autofokus. Vom Verschlußvorhang haben sich 2 Lamellen verspießt - den letzten Film kann ich zwar vergessen, aber wenigstens funktioniert jetzt der Autofokus wieder.

Montag 08.07.2002  - Paddelstrecke 26,9km - Höhendifferenz 90 Meter

Der Flußverlauf änderte sich heute nicht merklich. Nach wie vor schnelle Strömung, kleine Haystacks und immer wieder seichte Stellen, auf die man aufpassen muß. Deutlich zugenommen haben auch die Sweeper (für Nichtwassersportler: ins Wasser hängende, oder knapp unter der Oberfläche liegende Baumstämme) da wir uns jetzt entgültig im Bereich des Waldgürtels befinden. Eine kleine Unterbrechung im Paddeln bereitete uns ein junger Elchbulle, der nach einer Biegung plötzlich vor uns im Bach stand. Wie wir an ihm vorbeitrieben machte er ein paar Schritte vor und zurück, als könne er sich nicht entscheiden, ob er uns nun verbeiziehen oder doch vertreiben soll. Wir waren froh, daß er sich für Ersteres entschied. Kurz unterhalb kam von der rechten Seite ein glasklarer Creek herien, an dem wir wieder mal unser Anglerglück versuchten. Diesmal waren Jörg und ich mit 2 Forellen siegreich. Jörgs Forelle 40cm / 0.6kg und meine 71cm / 3.2kg, der größte Fisch, den ich bisher je gefangen habe. Im Lager hingen wir am Abend ziemlich lasch herum, kein Wunder bei den fast 30 Grad die wir heute hatten. In den Neoprenanzügen wird’s da schon kuschelig warm.

Dienstag 09.07.2002 - Paddelstrecke 42,4km - Höhendifferenz 155 Meter

Über Nacht hat es zwar etwas zugezogen, aber es ist zumindest noch trocken. Unser heutiges Ziel ist Cache-Creek, wo es laut Beschreibung von Nick (der uns an der Mündung abholen wird) toll zum Fischen sein soll. Die Fahrt ist landschaftlich sehr abwechslungsreich, generell gebirgig, wobei sich die Farbe der Felsen laufend ändert. Sie reichen von Weinrot- über Gelb-, Grau- und Grünschattierungen. Dementsprechend bunt sind auch die Schotterbänke - nicht so grau in grau wie bei uns, da bei uns durch die Regulierungen das frühjährliche Hochwasser und die Umwälzung der Kiesbänke fehlt. Auf halber Strecke trafen wir auf "alte Bekannte", dem Lager der Black-Feather-Truppe. Ach ja, so im Vorbeifahren sahen wir auch eine Elchkuh, die unbekümmert am Ufer stand und uns mit großen Augen ansah. Heute hatten wir zum Ende hin auch regelmäßig Whitewater. Nicht gefährlich, aber lustig. Drei Kilometer vor Cache-Creek machte uns das Wetter noch einen Strich durch Rechnung und zwar einen sehr mächtigen Regenstrich. Innerhalb kurzer Zeit zogen dunkle Wolken auf und verfinsterten die Landschaft wie am späten Abend. Die hoch aufragenden Felswände trugen noch weiter zu dieser unheimlichen Stimmung bei. Kurz darauf verschwanden diese hinter einer mächtigen Regenfront und alles rund um uns verschwamm zu einem prasselndem und rauschendem Grau in Grau. Durch die dicken Tropfen wurde die Wasseroberfläche derart aufge- wirbelt, daß es unmöglich war, die Oberfläche zu "lesen" und darunter verborgene Felsen oder seichte Stellen zu erkennen. Bei diesen Bedingungen waren wir sehr konzentriert unterwegs, als plötzlich ein greller Blitz nur ein paar hundert Meter vor uns in den Fluß einschlug und nahezu gleichzeitig ein ohrenbetäubender Donner dem monotonen Regenprasseln ein jähes Ende beschehrte. Sofort steuerten wir das Ufer an, zogen die Boote aus dem Wasser und hockten uns in die Büsche, um das schlimmste abzuwarten. Jetzt, wo wir uns nicht mehr bewegten, wurde uns erst so richtig bewusst wie durnässt und ausgekühlt wir bereits waren. Als das Donnergrollen sich deutlich entfernt hatte, fuhren wir den Rest bis zum Eingang des zweiten Canyons, wo auch der Cache-Creek einmündet. Eingang ist die richtige Bezeichnung, denn man fährt auf eine etwa 20-25 Meter hohe, fast senkrechte Felswand zu und erst kurz vor der Wand erkennt man das Tor, wo sich der Mountain River in den Canyon zwängt, um nach ein paar hundert Metern hinter der nächsten Biegung zu verschwinden. Von kurzen Pausen unterbrochen regnete es den restlichen Abend weiter und wir verbrachten den Großteil der Zeit im Lager. Die kurze Regenpause nützte ich für einen kleinen Spaziergang auf den kleinen Hügel neben unserem Lager, auf dem sich eine größere Anzahl von Quellen befand, die dann zu beiden Seiten als kleine Wasserfälle in den Creek mündeten. Genau zwischen den Quellen entdeckte ich eine nagelneue lockhütte im Wald - wahrscheinlich als Ausgangspunkt für Jagdtripps, denn in den umliegenden Bergen soll es Dall-Schafe geben. Jürgen fing diesen Abend zwar noch eine Äsche, das Fischen am Cache Creek haben wir aber auf morgen verschoben.

Mittwoch 10.07.2002

Mit dem Fischen wird es auch heute nichts werden, da von den Regenfällen der Cache- Creek angestiegen und nun komplett braun ist. Nach ein paar weiteren Regenfällen klarte es am Nachmittag auf, bevor am Abend wieder heftige Gewitterregen einsetzten. Auf dieser Schotterbank entdeckte ich einige Steine mit versteinerten Muscheln, Korallen und Schneckenhäusern. Am Nachmittag kamen wieder die Black-Feathingers und schlugen Ihr Camp am anderen Ufer des Mountain R. auf.

Donnerstag 11.07.2002 - Paddelstrecke 7,5 km - Höhendifferenz 35 Meter

Heute ist die Etappe durch den zweiten Canyon angesagt. Aus unserer Flußbeschreibung ließen sich nicht viele Details über den Canyon erfahren. Die Schlüsselstelle soll eine Doppel 90° Biegung mit Boils und standing Waves sein. Der abschließende Satz "runable at medium waterlevel" klang nicht wirklich beunruhigend. Der Wasserspiegel ist zwar weiter gestiegen, der Eingang zum Canyon sieht aber nicht wirklich schlimm aus. Wir wollen gleich am Morgen losfahren, da von den nächtlichen Regenfällen der Wasserstand noch weiter steigen könnte und wir auch nicht wissen, wie lange diese Regenperiode noch andauert. Wie hoch der Wasserstand wirklich war, erkannten wir erst an der Schlüsselstelle. An beiden Seiten der links-rechts Kurve stiegen unregelmäßig einen Meter hohe Pilze auf, gesäumt von brechenden Wellen, die nur einen kleinen Kanal in der starken, unruhigen Strömung freigaben, bevor der nächste Pilz von unten aufstieg, sich ausbreitete und das Durchkommen zu einem wahren Glücksspiel machte. Jörg und ich hatten das Glück, daß der Pilz erst kurz nachdem wir die Engstelle passierten nach oben kam, Bernd und Jürgen hatten weniger Glück und kenterten. Um nicht auf die beiden aufzulaufen hatten wir einen gewissen Abstand gehalten, den wir nun nach der Schlüsselstelle mit mächtigen Zügen aufholten, um den beiden zu Hilfe kommen zu können. Die beiden trieben nun, Jürgen voran, auf die zweite Felswand der Linkskurve zu und wurden von den aufprallenden Wassermassen unter die Oberfläche gezogen. Bernd hatte das Glück, daß er des Boot an der Wurfleine hielt und so vom weitertreibenden Boot herausgezogen wurde. Kurz danach kam auch Jürgen glücklicherweise an die Oberfläche und die beiden schwammen nun auf eine Schotterbank zu, um von dort das Boot ans Ufer ziehen zu können. Obwohl Jörg und ich alles gaben, erreichten wir die Beiden erst einen Kilometer unterhalb der Stelle, wo sie gekentert waren. Die beiden waren am Ende Ihrer Kräfte und sichtlich gezeichnet von dem langen schwimmen im eiskalten Wasser. Während die beiden sich vom Schock zu fassen versuchten, sahen Jörg und ich uns das Boot an. Es war glücklicherweise nicht beschädigt und auf den ersten Blick dürfte auch kein Gepäck verlorengegangen sein. Allerdings hat die starke Strömung den beiden Ihre Spritzdecke über die Füße gezogen und Bernds Paddel ging verloren. Trotz dieser Verluste waren wir froh, daß es so ausgegangen war, obwohl Bernd und Jürgen wahrscheinlich noch gar nicht realisiert haben, was mit Ihnen geschehen war. Nun fuhren wir nur noch ein kleines Stück, bis wir die erste passende Schotterbank für ein Camp gefunden hatten, wo wir als erstes das Zelt für Bernd und Jürgen aufbauten, damit die sich gleich in die trockenen Schlafsäcke verkriechen und sich aufwärmen konnten. Danach bauten Jörg und ich das Lager auf und kochten Suppe für die ganze Mannschaft. Für´s leibliche Wohl war zwar nun gesorgt, die Moral war allerdings noch etwas am Boden, denn es hörte nach wie vor nicht auf zu regnen und der Wasserstand stieg unaufhörlich. Der sonst so verästelte Mountain River war nur noch ein großer brauner Strom mit dem vielfachen an Wasser, das er sonst führte. Laufend trieben ganze Bäume bis 15 Metern Länge an uns vorbei und sammelten sich in großen Log-Jams zu natürlichen Barrieren. Bei diesem Wasserstand war an ein weiterfahren nicht zu denken und wir überlegten uns bereits wann wir uns von einem Hubschrauber ausfliegen lassen könnten. Durch den anhaltenden Regen sind selbst kleine Creeks zu reißenden Gebirgsbächen angewachsen, und die Steine und Felsen die sie mit sich rissen klang wie ein nahes Donnergrollen. Am Abend pendelte sich der Wasserstand endlich ein und wir beschlossen, den nächsten Tag abzuwarten, um zu entscheiden wie es weitergehen soll. Jörg und Bernd hatten, währen Jürgen und ich einen kleinen Spaziergang unternahmen unser Lager von sämtlichen kleinen Weiden gesäubert, sodaß wir eine ausreichend große Fläche hatten, wo ein Hubschrauber hätte landen können (auch bekannt als Rutzinger Schlag ;-). Am Abend begossen wir Jürgen und Bernds zweiten Geburtstag mit einem guten Schluck Whiskey und einem Bounty. Etwas nachdenklich aber auch glücklich über den Ausgang dieses Tages legten wir uns Zelte.

Freitag 12.07.2002 - Paddelstrecke 16,7 km - Höhendifferenz 90 Meter

Der Schlaf der letzten Nacht war kurz und nicht gerade ruhig. Die Ereignisse der letzten Tage beschäftigten mich zu sehr und wie wird es weitergehen? Nach morgendlicher Besichtigung sahen wir, daß der Wasserstand zwar deutlich gefallen war, wir hatten aber nach wie vor Hochwasser. Nach dem Frühstück spielten wir „wer bastelt mit?“ unter dem Motto wie baue ich aus Zwirn, zwei Nadeln, einem alten Packsack, Ösen und ein paar Weidenruten zwei Spritzwasserschürzen? Diese zu bauen dauerte fast den ganzen Tag, aber um 18:40 starteten wir doch noch unsere Tagesetappe. Der Pegelstand war wirklich noch hoch und wir hatten mit schwerem Wildwasser zu kämpfen (was durch die braune Färbung und schwimmenden Ästen nicht unbedingt positiv verstärkt wurde). Nach halber Strecke sahen wir das Camp der „Blackfeathers“ wo wir uns auf einen Kurzen Plausch an Land begaben. Hier stellte sich heraus, daß dies gar nicht die geführte Tour der Black Feather Outfitters war, sondern die Dame, die wir von der Homepage kannten eine private Tour organisiert hatte. Sie ist den Mountain bereits befahren und meinte, daß bei diesem Wasserstand die nächsten Canyons nicht so gefährlich wie der zweite seien, da sie breiter sind und Schotterbänke zum scouten und linen haben. Die geführte Black Feather Truppe ist noch einen Tag hinter uns. Bei dem Gespräch mit Ihr bekamen wir wieder Mut, da uns Ihre genaue Schilderung der nächsten Canyons wieder positiver stimmte. Kurz vor dem dritten Canyon schlugen wir nach den heutigen rasanten 17 Kilometern unser Lager auf und auch bei Bernd und Jürgen ist die Stimmung wieder deutlich besser. Das zweite Teilstück des heutigen Tages machte wieder richtig Spaß zu paddeln.... und der Pegel sinkt weiter!

Samstag 13.07.2002

Ist es nicht schön, wenn der Tag schon mit Sonnenschein beginnt? Ein Relaxtag wie er im Buche steht. Zum Frühstück gabs zur Abwechslung wieder mal Milchreis mit Rosinen und extrastarkem Kaffee. Den Tag verbrachten wir mit faulenzen, sonnen, Schuhe putzen, spazieren, essen,... Auf dem Mountain River war heute ziemlich viel los. Am späten Vormittag kamen die vier Kanus der Ex-Black Feather Truppe vorbei und am Nachmittag die sechs Kanus der tatsächlichen Black Feather Truppe und kurz darauf ein Raft + zwei Kanus – im Raft ein Kanadier als Guide mit zwei älteren Damen (eine Kanadierin und eine Brittin) in den Kanus je eine Kandierin als Guide und als Gäste ein etwa 60 jähriger Kanadier und der Cousin des Raftguides. Die Guides (von Nahanni River Adventures) luden uns ein, mit Ihnen gemeinsam morgen durch den 3. Canyon zu fahren. Aus Sicherheitsgründen sicher keine schlechte Idee. Bernd und Jürgen ratschten am Abend noch einige Zeit mit den Guides, sie beschrieben die restliche Tour nicht ganz so einfach wie gestern die Frau von Black Feather. Ich hoffe, daß dadurch nicht das Selbstvertrauen von Bernd und Jürgen einen weiteren Knacks erhält, aber genaueres sehen wir morgen. Am Abend hat uns dann das Wetter nochmals gezeigt, was es sonst noch so drauf hat und ist mit einem kurzen Graupelschauer über uns hinweg- gezogen. Dafür wurden wir aber auch mit einem doppelten Regenbogen belohnt.

Sonntag 14.07.2002 - Paddelstrecke 38,2 km - Höhendifferenz 155 Meter

So bald wie heute bin ich schon lange nicht mehr aufgestanden – da wir mit den Guides um 11:00 Uhr Abfahrt ausgemacht hatten, standen wir bereits um 8:00 Uhr auf. Das Wetter ist traumhaft und die erste Besichtigung lässt gutes hoffen. Die Linkskurve oberhalb des Battelship-Rock hat in der Mitte des Kehrwassers große Pilze, wodurch das Kehrwasser eine gewaltige Rückströmung bekommt. Es kann leicht passieren, daß man von dieser Strömung wieder in die Hauptströmung, am Rande der Pilze hinausgeschoben wird. Daher umbingen wir durch linen der Boote diese heikle Stelle. Der Battleship-Rock teilte den Seitenarm wieder in zwei Kanäle, wobei der rechte gerade auf die unterspülte Wand des Battelship-Rock drückte, der linke aber die Möglichkeit bot, sich hinter den Schotterbänken ins Kehrwasser zu stellen um dann mit einer Upstream-Ferry an die Innenseite der Rechtskurve zu gelangen. Der Eingang zum Canyon war leicht zu fahren und die Anwesenheit des Rafts gab zusätzliche Sicherheit. Im Canyon hatte man sogar Zeit die mächtigen Wände zu betrachten und genießen sowie einige Fotos zu schießen. Am Ende des Canyon teilt sich der Fluß in zwei Arme und Jörg und ich hatten noch eine Schrecksekunde als wir auf einen Felsen aufliefen und uns die Strömung querdrehte. Glücklicherweise konnten wir uns mit den Paddeln abstützen und mit gemeinsamen ruckartigen Stößen vom Felsen schieben. Gemeinsam mit der Nahanni Truppe fuhren wir noch bis zur Einmündung des Stone-Knife-Rivers, wo eines der Nahanni Kanus kenterte. Eine der weiblichen Guides fuhr ab heute solo, da der Cousin des Raft-Guides nach gestriger Kenterung die Nase vom Kanufahren anscheinend voll hatte und jetzt lieber im Raft mitfuhr. Der Raft-Guide - Les - ist schon mal mit Paul Mason gepaddelt und von ihm erfuhren wir auch, daß Bill Mason vor 10 Jahren nicht wie von uns scherzhafter Weise angenommen an chronischer Blasenentzündung durchs viele kanufahren, sondern tragischerweise an Krebs gestorben ist. An der Mündung des Stone-Knife-Rivers trennten sich unsere Wege und wir fuhren wieder alleine voraus, da die Nahanni Truppe mit dem schwerfälligerem Raft langsamer ist und wir auch wieder die Ruhe genießen wollten. Den restlichen Tag hatten wir das bislang schönste Whitewater mit hohen, langgezogenen Wellen, schönen technischen Manövern in Biegungen und um Felsblöcke und das ganze bei Traumwetter und abwechslungs- reicher Landschaft. Mit dem Stone-Knife-River ist das ´Wasservolumen nun auf etwa die doppelte Menge angewachsen und das Tal ist nun deutlich breiter. Die Berge sind merklich niedriger geworden, wir sind nun in der Hügellandschaft vor den Mackenzie Flatlands. Morgen werden wir uns wieder mit den Nahannis vor dem vierten Canyon treffen und ihn gemeinsam in Angriff nehmen.

Montag 15.07.2002 - Paddelstrecke 28,8 km - Höhendifferenz 140 Meter

Mit dem Sommerwetter war es heute auch schon wieder zu Ende. Am frühen Morgen, als es dem Morgen noch graute, begann es wieder zu regnen - so die Kategorie Salzburger Schnürlregen. Wie vereinbart trafen wir uns um 11:30 Uhr mit den Nahannis und starteten Richtung vierten Canyon. Dieser war nicht sonderlich schwer, nur einmal sind wir relativ nahe an eine 2 Meter hohe Curling-Wave herangekommen und wir hatten einen kleinen "Senkrechtstart" über den Wellenkamm. Kurz danach kommt aber schon eine große Schotterbank auf der linken Seite. Zum fotografieren blieb uns allerdings keine Zeit. Am Ausgang war eine heikle Stelle mit langem Ledge und nachfolgend hohen brechenden Wellen. Dieser Part ist am besten auf der rechten Seite zu fahren und somit mussten wir von der Schotterbank bei starker Strömung die Seite wechseln. Man sollte möglichst gleich am Canyon-Ausgang anfangen zu kreuzen, um nicht in die Ledge abgetrieben zu werden. Später erfuhren wir, daß Jill, die solo fuhr, alleine nicht genug Power hatte und RÜCKWÄRTS in die hohen brechenden Wellen abgetrieben wurde und mit viel Glück nicht einmal kenterte! Ab dieser Stelle fuhren wir wieder allein bis zum Eingang des fünften Canyons. Nach wie vor hat der Mountain River eine gute Strömung und regelmäßig Whitewater zu bieten. In diesem Lager mußten wir unsere Boote halb zerlegen und einige Stangen neu in Position richten, da das Wildwasser dem Boot schon sichtlich zugesetzt hat - verbogene Stangen, lose Clips, ... Dies ist mit Sicherheit seine letzte Wildwassertour, aber für Urlaube in Skandinavien ist es noch lange zu gebrauchen. Am Nachmittag besserte sich das Wetter zusehends und wir bekamen noch genug Sonne ab, um unsere nassen Sachen trocknen zu können. Dafür sind die Moskitos heute extrem lästig, erinnert mich ein wenig an die Tour am Coppermine.

Dienstag 16.07.2002 - Paddelstrecke  18,5 km - Höhendifferenz 75 Meter

Nach einer sehr ruhelosen Nacht hieß es bereits um 8:00 Uhr aufstehen, da wir uns mit den Nahanni für die Durchfahrt des fünften Canyons verabredet hatten. Bernd stellte wieder mal etliche Spekulationen und Vergleiche mit dem 2. Canyon an... Laut der Beschreibung der Guides und ihrer Erfahrungen von der letzten Tour wurde uns zwar etwas mulmig, als wir aber dann sahen, daß es bei unserem Wasserstand nicht so schlimm war, shipperten wir ohne Probleme durch. Die Guides erzählten uns von einer vorangegangenen Tour, bei denen durch heftige Regenfälle der Pegel innerhalb einer Nacht um fünf Meter anstieg. Für uns unvorstellbar, aber wir sahen beim Durchfahren des Canyons etliches Schwemmholz, das einige Meter über uns in den Felswänden hing. Am Ausgang das Canyons prallte der Fluß frontal gegen eine Felswand und verschwand nach unten, um als riesiger Pilz in der Mitte wieder nach oben zu steigen. Wenn man das Wasser einige Zeit beobachtete kam man zur Überzeugung, daß der Wasserdruck ein komplettes Kanu mit nach unten ziehen würde und man nicht erahnen könnte ob, oder wo man wieder zur Oberfläche zurückkommt. Bei dieser Stelle führten alle ihre Boote, sogar das Raft an Leinen am Ufer entlang. Beim linen des Rafts halfen wir bis zur Mitte der Strecke, von dort fuhren zwei Guides + Jürgen an der Innenseite am Pilz vorbei ins Kehrwasser. Wenigstens konnten wir hier bei den Guides ein wenig für ihre Hilfe revanchieren. Von nun an sind wir entgültig im flachen Mackenzie-Becken und der Fluß breitet sich auf unzählige Arme aus. Man sollte schon zusammenbleiben, um sich zwischen den vielen Inseln nicht aus den Augen zu verlieren. Trotz einer relativ kurzen Tagesetappe waren wir nach dem Essen ziemlich gerädert und schliefen auf der Schotterbank ein. Heute waren wir bei uns die Nerven etwas blank und es gab etwas gereitzte Stimmung, aber erfahrungsgemäß legt sich das schnell wieder. Schön langsam wird uns allenbewusst, daß die Tour nun bald zu Ende geht - leider.

Mittwoch 17.07.2002 - Paddelstrecke 33,2 km - Höhendifferenz 90 Meter

Heute früh waren wir alle etwas gerädert, da es schon früh Morgens wolkenlos war und die Sonne unsere Zelte in Saunahütten verwandelte. Jörg fragte mich, ob ich 10 Runden mit Mike Theissen gekämpft hätte, weil ich so verschwollene Augen hatte. Paddelmäßig war der Tag nicht aufregend - durch viele Nebenarme und seichten Stellen - bis wir unser Ziel den sechsten und letzten Canyon erreichten. Er war nicht schwer zu fahren, hatte aber eine beeindruckende Kulisse. Der Mountain River schlängelt sich mit unverminderter Breite durch etwa 50-70 Meter hohe Felswände. Der Grand-Canyon in Kleinformat. Am Ausgang des Canyon schlugen wir unser Camp auf. Die Plane war ein Muß, da durch den Canyon ein stetiger, starker Wind bließ,- bei dem sonnigen Tag eine willkommene Kühlung. Im Canyon direkt zu campen ist nicht ratsam, dort sah man regelmäßig große Staub- und Sandböen durchfegen. Wer schonmal auf Sand gecampt hat kann ein Lied davon singen, wo man den Sand überall findet (grins). Nach dem Süppchen suchten wir uns alle eine schattige, kühle Stelle und holten etwas Schlaf nach. Auf der Schotterbank fanden wir jede Menge Versteinerungen. Muscheln, Kegelschnecken, Korallen, eine richtige Fundgrube. Am Ausgang des Canyon soll es auch warme Quellen geben, wir hatten den schwefeligen Geruch auch kurz in der Nase, zum Besichtigen hätten wir aber ein paar hundert Meter flußaufwärts müssen und da es heute ziemlich heiß war, brachte keiner die Motivation auf danach zu suchen. Tja, nur noch zwei Tage am Mountain, aber ich freu mich auch schon auf die Tage in Yellowknife, mit Brause, einkaufen,Essen bei Tisch und Sessel,...

Donnerstag 18.07.2002 - Paddelstrecke 23 km - Höhendifferenz 60 Meter

So, nun ist es soweit, unser letzter kompletterTag am Mountain River. Eigentlich ist es gar nicht mehr so wichtig, was während des Tages geschieht, man paddelt seine Tagesetappe und sucht sich am Abend eine schöne Schotterbank fürs Camp (was aber nicht heißen soll, daß die Gegend uns hier nicht mehr gefällt, sie ist traumhaft schön und lädt auch zum träumen und reveu-passieren lassen ein, was man so alles erlebt hat). Wir haben traumhaftes Sommerwetter und sind bis 22:00 Uhr nur mit den kurzen Hosen rumgelaufen. Wir haben zu unserem Abschluss noch eine wunderschöne Schotterbank gefunden, wo wir von unserem Lager aus einen Blick zurück in die Mackenzie Mountains hatten, wo wir die letzten 18 Tage verbrachten. Abschließende Worte spare ich mir für später, denn noch stehen ein paar Tage in Norman Wells und Yellowknife vor uns, wo wir sicher ein paar Erinnerungen an unseren letzten Trip am Coppermine River auffrischen werden.

Freitag 19.07.2002 - Paddelstrecke 35,1 km - Höhendifferenz 20 Meter

Heute gehts raus ins Mündungsgebiet zum Mackenzie, Wir haben traumhaft geschlafen, da wir das Zelt im Schatten von ein paar Sträuchern sttehen hatten und uns die Sonne nicht aus unseren Schlafsäcken heitzen konnte. Das Wetter ist wieder sommerlich schön und warm, allerdings mit viel Wind. Je näher wir dem Mackenzie kamen, desto stärker wurde leider der Gegenwind und von der Mündung hätten wir noch etwa einen Kilometer strom- aufwärts zu paddeln gehabt, das gaben wir aber ziemlich schnell auf und versuchten zu linen. Das war aber bei den riesigen Bäumen die hier am Ufer lagen auch nicht das wahre, da man beim Umgehen dieser Bäume im teils morastigen Untergrund einsank und bis zum Schritt im kalten Wasser stand. Schlußendlich blieb uns nichts anderes übrig als bis zur seichten Anlegestelle, wo wir abgeholt werden sollten und auch bereits die Zelte der Nahannis standen, zu tragen.Die Guides kamen uns kurz darauf schon entgegen und halfen uns beim tragen. Der Guide, der das Raft gesteurt hatte - Les - griff sich gleich mal BEIDE Kanus, um sie gemeinsam mit Bernd zu tragen - ein richtiger Bär. So nebenbei luden Sie uns auch noch zum Abendessen ein, was das bedeutete sollten wir kurz darauf erfahren. Es gab "mexican Night" Nachos mit verschiedenen Dipsoßen, FRISCHEN Tomaten, Paprika, Zwiebel, Bohnen-Eintopf und Käse als Fülle für Tortillas - das war ein Geschmackserlebnis! Dazu gab es Rotwein und eine Art Sangria mit frischen Früchten selbst angesetzt. Als Nachtisch wurde am Feuer sogar noch ein Schokokuchen gebacken, mit Creme und Smarties verziert. So zum drüberstreuen gabs auch noch Cherry und Baylies. Nebenbei wurde natürlich über alles möglich gequatscht und als wir entgültig ins Zelt verschwanden war es bereits 23:30 Uhr.

Samstag 20.07.2002

Eigentlich wären wir für 8:00 Uhr zum Frühstück mit Eier, Tea-Biskuits und Orangen eingeladen gewesen und hatten uns auch schon für 7:20 den Wecker gestellt. Allerdings war um 6:40 bereits Nick, von Mountain River Outfitters mit seiner "Rivercow" da, obwohl 10:00 Uhr ausgemacht gewesen wäre. Da hieß es nun zusammenpacken, einladen und los gings. Das Frühstück holten wir auf dem Boot nach. Es war genügend Zeit, denn bei Wind und gegen die Strömung dauerte die Fahrt nach Norman Wells knapp über 3 Stunden. Bis zum Abflug sind wir wieder in der Cabin auf der North Wright Air Float Base untergebracht. Wir packten bereits unsere Sachen einigermaßen flugfertig und hingen den restlichen Abend fertig und übermüdet auf der Float Base herum. Am Nächsten Tag ging es dann mit eintägigem Zwischenstop in Yellowknife und Troronto zurüch nach Hause.